Hula-Hoop erobert den Turnsaal: Trendsport jetzt mit Gruppendynamik
Ein Meer aus bunten Reifen wogt durch die Pfreimder Turnhalle.
Der Trendsport Hula-Hoop hält Einzug – und wischt schon in der ersten Stunde viele Vorbehalte vom Tisch.
„Ein Trend für Körper, Geist und Seele lebt wieder auf“:
Mit diesen euphorischen Worten hat die Spielvereinigung Pfreimd unlängst einen ganz speziellen Kurs angekündigt. „Hoop your body“, lautete die Aufforderung, um gemeinsam in einen Trendsport einzutauchen. Der ist nicht neu, aber gerade in der Corona-Zeit wieder populär geworden. Allerdings beschränkte er sich bislang aufs Einzeltraining im Wohnzimmer. Das Angebot von Übungsleiterin Steffi Hierl für ein gemeinsames Workout mit Reifen hat Pionier-Status im Landkreis Schwandorf. Weil das „Hullern“ allein noch keine Sportstunde füllt, hat sie lange gezögert, umso überraschter ist sie nun vom Ansturm auf das neue, bislang auf fünf Stunden beschränkte Angebot. „Ich hatte mit höchstens 12 Teilnehmerinnen gerechnet, jetzt sind es 35“, gesteht die Übungsleiterin. Immerhin sollten die Fans dieses ganz speziellen Fitnessgeräts ihren Reifen als Voraussetzung schon mal fünf Minuten ohne Unterbrechung in beide Richtungen schwingen können. Tatsächlich beherrschen alle schon beim ersten Treffen die ganz speziellen Schwingungen, die den Reifen auf Taillenhöhe halten. „Ich dachte nicht, dass das so flutscht“, staunt Hierl nach der ersten Trainingseinheit.
Nächste Herausforderung
Die meisten Reifen sind von einem Schaumstoffmantel umgeben, einige sind dicker, andere kommen mit einem größeren Durchmesser, mit Massage-Noppen oder ein wenig gewichtiger daher. Das Aufwärmen ist schnell vorbei. „Jetzt noch die Arme hoch, zur Seite, dann verschränken“, übertönt die Übungsleiterin die Musik, die dafür den Takt vorgibt. Wie soll das funktionieren, wenn schon das Oben-Halten des Reifens volle Konzentration erfordert? Bei Steffi Hierl sieht das ganz mühelos aus. Die Kursteilnehmerinnen kommen ins Schwitzen, aber tatsächlich ist nur ab und zu ein Klappern zu vernehmen, wenn der Reifen zu Boden geht. Wer da zu kämpfen hat, fällt nicht auf. Weil jeder hoch konzentriert mit der Koordination beschäftigt ist, bleibt keine Zeit, um zur Nachbarin zu schielen. Schon steht die nächste Herausforderung an, jetzt sind die Beine an der Reihe. Dann kann der Reifen erst einmal weg. Nur hin und wieder kommt er als Hantel-Ersatz bei den Bodenübungen zum Einsatz. Die Muskeln haben keine Pause, auch wenn allein schon das Hullern viel Gutes für den Körper tut. „Der ganze Rumpf wird gekräftigt, man bekommt eine aufrechtere Haltung“, erklärt die Übungsleiterin. „Das ist eine Sportart für jedermann, auch für die, die sich nicht mit Laufen plagen wollen.“ Sie selbst ist bei dem Versuch, ihre Rückenprobleme in den Griff zu bekommen, bei diesem Trendsport gelandet. Nebenbei könne man so auch noch Ausdauer und Koordination stärken und den Beckenboden trainieren, rückt sie die Vorzüge des ganz speziellen Hüftschwungs in den Fokus..
Mit Box-Bewegungen
„Die Kurs-Vorbereitung habe ich allerdings ein wenig unterschätzt“, räumt die Sportlerin ein. Im Internet hat sie sich Tipps geholt für ein ausgewogenes Programm, denn nur stupide hullern, das geht auch daheim vor dem Fernseher. Sämtliche Übungen probiert sie vorher aus, an Ideen mangelt es nicht. „Da gibt es 1000 Möglichkeiten, man könnte Gewichte mit dazu nehmen oder mehr ins Tänzerische gehen.“ Oder auch mal Box-Bewegungen einbauen, wie in dieser Trainingsstunde, nach der am Ende bei den Dehnungsübungen der Reifen seinen Zweck erfüllt hat. Die Kurs-Teilnehmerinnen, die inzwischen die dritte Übungseinheit hinter sich haben, wirken jedenfalls nicht gelangweilt. „Das macht echt Spaß“, bestätigt eine 26-Jährige. „Viel besser als daheim im Wohnzimmer, man macht hier auch mehr“, lautet ein Kommentar. „Beim ersten Mal musste ich erst reinkommen, jetzt ist es sehr cool“, so die Erfahrung der Teilnehmerin, die nach einem Bericht bei Oberpfalz-Medien schon länger auf das neue Angebot gehofft hat.
Nichts für Männer?
Es sind aber keineswegs nur ganz junge Frauen, die es hier mutig mit dem Reifen aufnehmen, Mütter trainieren Seite an Seite mit erwachsenen Töchtern. Unter den Gesichtern hat die Übungsleiterin auch viele neue aus den Nachbargemeinden ausgemacht. Nur Männer gibt es keine bei „Hoop your body“. Warum eigentlich nicht? „Es hat sich keiner angemeldet, aber damit habe ich auch nicht gerechnet“, sagt Steffi Hierl und schmunzelt: „Ich glaub’ die genieren sich“.
Ideale Reifengröße und der richtige Dreh
› Ursprung: Hula steht für Tanz und kommt aus Hawaii, Hoop ist englisch und bedeutet übersetzt Reifen, war früher fast ausschließlich aus Holz, seit den 1950er Jahren aus Kunststoff und als Hula-Hoop-Reifen bekannt.
› Reifen: je kleiner der Reifen, desto schwieriger, er sollte deshalb mindestens bis zum Schambein, maximal bis zur Taille reichen; einzelne Segmente eventuell zu verschiedenen Größen zusammenbauen; Gewicht dem Körper angepasst, Reifen sollte auf jeden Fall mehr als ein Kilogramm wiegen; Ummantelung mit Schaumstoff ratsam
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